In meinem Portfolio befindet sich meine Bachelorarbeit. Während ich dort das wichtigste zum Design festgehalten habe, möchte ich in diesem Beitrag etwas mehr auf den Prozess und die Entwicklung der Idee eingehen.
Was war der Ausgangspunkt?
Februar 2020 ging ich in die ersten Gespräche mit meinem Professor um mir über die Themenfindung klar zu werden. Dabei kam schnell der Begriff Prokrastination ins Spiel. Worum geht es dabei überhaupt? Jeder tut es, jeder fühlt sich dabei schlecht.
Also begannen meine Recherche damit, mich mit Prokrastination zu befassen.
Was ist es? Welche Ursachen hat es? Gibt es krankhaftes Verhalten und wie wird es „behandelt„?
Prokrastination ist das Aufschieben von vermeintlich unangenehmen Aufgaben. Man zieht andere Aufgaben vor, die einem angenehmer zu bewältigen erscheinen.
Zum Punkt krankhaftes Verhalten: Ich bin keine Ärztin, keine Psychologin oder sonstig erfahren im medizinischen Bereichen. Meine Recherchen ergaben, sollte man zu viel prokrastinieren, dass daraus Konsequenzen für den Beruf entstehen oder das Leben so beeinträchtigt wird das es negativen Einfluss auf die Existenzsicherung hat, man sich Hilfe suchen sollte.
Nach diesem Überblick über das Thema habe ich mir die menschlichen Verhaltensweisen angesehen und wie Design mit Verhalten zusammenhängen kann.
Stichwort: Behavioural Design und Nudge
Meine Lektüren waren Nudge von Richard H. Thaler, Cass R. Sunstein und Hooked von Nir Eyal. Da ich mich im Vorfeld schon mit der Thematik Gamification auseinander gesetzt habe (Besser als die Wirklichkeit! Jane McGonigal ), waren mir Grundzüge wie man Menschen freiwillig und mit einer konstanten Opt-Out-Funktion die Möglichkeit gibt, ihr Verhalten zu verändern. Als das wichtigste Merkmal konnte ich herausfiltern, das man keinen Zwang ausübt, stets das Wohle Aller an 1. Stelle steht und man diese Methoden nicht missbraucht.
Nudge ist ein kleiner Schupser in die gewünschte Richtung für ein gewünschtes Verhalten. Zum Beispiel Mülltonnen die Musik abspielen, wenn man etwas hinein wirft. Da macht doch gleich mehr Spaß, seinen Müll richtig zu entsorgen, anstatt ihn im Park liegen zu lassen.
Nachdem mir diese Ansätze geläufig waren, hab ich mich auf anraten meines Professors mit der Psychologie beschäftigt. Im speziellen Spiegelneuronen. Diese sorgen dafür, dass Menschen sich gegenseitig unbewusst imitieren und ihr Verhalten so einer Gruppe anpassen zu können, damit sie dazu gehören bzw. sich zugehörig fühlen. Das beste Beispiel ist das Gähnen. Gähnt jemand im Umfeld, wie hoch ist da wohl die Wahrscheinlichkeit das man selbst auch gleich gähnen muss? Achtet mal darauf wie oft das passiert.
Umfragen
Ich erstellte eine Umfrage um möglichst viele Informationen von anderen Kreativen zu sammeln wie sie Prokrastination sehen, wie sie damit umgehen und welche Methoden bislang gern gesehen sind um damit besser umzugehen. (Das war eine kleine Herausforderung, denn die Formulierung der Fragen musste neutral sein! Sonst beeinflusse ich am Ende selber noch andere! 😉 )
Ein Monat später begann ich mit der Auswertung und dem Stützen meiner bisherigen Theorie, das viele Designer damit Schwierigkeiten haben und es irgendwie bei jedem eine Suche nach Abhilfe gab.
Hervorstechende Merkmale:
- Ablenkung durch andere
- Fehlender Zeitrahmen wie Deadlines
- Motivationslosigkeit
- Feedback fehlte (was zu dem Zeitpunkt aktuell schwierig zu kriegen war, als alle plötzlich wegen Corona daheim bleiben mussten)
Das Ziel wurde klarer: Ich wollte ein Tool das einfach zu bedienen war und mich mit gleichgesinnten Designern schnell vernetzte. Keine etlichen Funktionen, kein endloses Datei anhängen in Channels. Ein direkter Chat mit allen gleichzeitig. Und eine Möglichkeit sich gegenseitig mitzuziehen. Es durfte aber keine Gruppe sein, die unendlich groß war. Ich entschied mich für ein Limit von 5 Personen. Diese Zahl ist überschaubar, man hat direkteren Kontakt und ist nicht komplett anonym in einer riesigen Gruppe. Man kennt sich und hat auch ein gewisses Gefühl dafür, wenn ich jetzt nicht mal ernsthaft arbeite sehen das die anderen. Sicher, das ganze basiert auf viel Selbstkontrolle, aber wer sich für diese Methode entscheidet um Prokrastination anzugehen, ist eher bereit sich darauf einzulassen.
Meine Recherchen für eine Visualisierung begannen mit sowas wie einem Terminal, etwas futuristisch und schön anzusehen. Eine Art Kontrollpanel. Gleichzeitig sollte das Interface nicht zu voll sein.
Wie das ganze Projekt am Ende aussieht, sowie weitere Design-Erläuterungen finden sich auf der Projektseite: To.Mo